01.03.2015

Das Erbe des Königreichs


Teil 1


Das Erbe des Königreichs
Sie lief durch die Gassen der Stadt, verfolgt von königlichen Wachen. Sie lief so schnell, wie sie ihre Beine trugen, doch die Wachen kamen immer näher. Der Weg gabelte sich, wohin sollte sie laufen? Rechts oder links? Sie entschied sich für links, doch nachdem sie an weiteren verschlossenen Türen vorbeilief, bemerkte sie, dass ihre Entscheidung falsch war. Sie stand vor einer Wand, kein Weg nach rechts oder nach links mehr. Was sollte sie tun? Die Wachen hatten sie fast eingeholt. Sie könnte versuchen, die Wand heraufzuklettern, doch das würde sie nie schaffen. Nun waren die Wachen bei ihr und umkreisten sie. Sie wusste, die Wachen würden sie nicht festnehmen, sie würden sie töten. So lautete der Befehl. Aber sie durfte nicht sterben, sie wollte leben. Das Mädchen flehte um Erbarmen, doch in den kalten Augen der Wachen sah sie, dass das nicht helfen würde.
Der Hauptmann der Wache zog einen Dolch aus seiner Rüstung und ging auf sie zu.
Sie stellte sich komplett gerade hin und schloss ihre Augen, denn sie wollte zumindest mit Würde sterben. Doch plötzlich hörte sie ein Gurgeln und öffnete ihre Augen schnell wieder, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie der Hauptmann vor ihr mit aufgeschlitzter Kehle zu Boden sackte.
Doch als sie ihre Blicke wieder nach vorne richtete, sah sie, dass ein Mann vor ihr stand. Er besaß Waffen, die sie nicht kannte. Sie sahen aus wie Krallen, die er um seine Handgelenke geschnürt hatte. An seiner linken Kralle sah sie Blut, das Blut des Hauptmannes. Er blickte ihr in die Augen und sagte zu ihr, dass alles gut werde. Dann wandte er sich den verbliebenen Wachen zu.
Ohne Hauptmann wussten diese nicht wirklich, was sie jetzt zu machen hatten und wie sie diesen, aus dem Nichts kommenden Mann, beseitigen könnten. Doch plötzlich liefen alle gleichzeitig auf den Mann zu und versuchten, ihn zu töten. Doch dieser hielt anscheinend nichts davon, sich umbringen zu lassen, und tötete eine Wache nach der anderen mit einer Leichtigkeit, als hätte er nichts anderes in seinem Leben gemacht. Er duckte sich unter Hieben weg, er parrierte Schläge und brachte einen nach dem anderem um. Die Wachen hatten keine Chance.
Als schließlich auch die letzte Wache tot zu Boden sackte, betätigte er eine Schalterung an seinen Krallen und fuhr sie, zum erstaunen des Mädchens, ein. Daraufhin drehte er sich um und ging langsam auf das Mädchen zu. Er erreichte sie gerade noch rechtzeitig und fing sie auf, bevor sie ohnmächtig zu Boden viel.
Als sie erwachte, lag sie in einem Bett, welches ihr nicht bekannt vorkam, sie versuchte aufzustehen, doch sie sackte kraftlos wieder auf das Bett. Nach einem zweitem Versuch schaffte sie es immerhin, sich aufzusetzten und schaute sich in dem Zimmer um, in dem sie war. Es war ein kleines, aber gemütlich eingerichtetes Zimmer mit einem Fenster auf einen kleinen Garten. Nun erinnerte sie sich wieder an das, was vorgefallen war, und merkte, dass sie weder tot noch im Gefängnis war. Sie stand auf und ging durch die Tür in ein Zimmer, welches sie als Esszimmer identifizierte. Auf dem Tisch waren ein Teller mit Brot und Käse und ein Glas Milch.
Sie setzte sich auf den Stuhl und fing an zu essen. Sie war so auf das Essen konzentriert, dass sie erst als sie den Kopf hob, um etwas zu trinken, bemerkte, dass sie von dem Mann, der sie gerettet hatte, beobachtet wurde. Sie stand sofort auf und entschuldigte sich dafür, dass sie sein Essen gegessen hatte, doch dieser ging auf sie zu und setzte sie wieder hin und sagte ihr, dass sie ruhig weiter essen könne. Sie war schließlich zwei Tage bewusstlos und wahrscheinlich sehr hungrig. Außerdem sagte er zu ihr, dass er im Garten sei und das sie, nachdem sie gegessen und getrunken hatte, auch nach draußen kommen sollte. Es sei schönes Wetter, zu schade, um den Tag im Haus zu verbringen.
Also ging das Mädchen, nachdem sie gesättigt war, hinaus in den Garten. Der Mann grüßte sie und sie setzte sich neben ihn auf die Bank. So saßen sie eine Weile da, bis das Mädchen die Stille nicht mehr ertrug und den Mann nach seinem Namen fragte.
Er antwortete mit einem Lächeln und sagte, dass er viele Namen habe, aber die meisten nennen ihn Dayros. Doch als er sie nach ihrem Namen fragte, antwortete sie nicht direkt. Nach einer weiteren Pause sagte sie dann doch, dass sie Lina heiße.
Er sagte, dass Lina ein schöner Name sei und dass er zu ihr passte.
Als Lina merkte, dass nun warscheinlich wieder eine Pause folgen würde, fragte sie Dayros die Frage, die ihr schon die ganze Zeit auf den Lippen gelegen hat. Warum?
Er ließ sich mit seiner Antwort Zeit, doch schließlich sagte er, dass es eigentlich nur ein Zufall gewesen war. Dass er zufällig gesehen hatte, wie die Wachen sie verfolgten.
Und er konnte ja nicht zulassen, dass zehn Wachen ein kleines Mädchen verfolgten und umbrachten, also hatte er sich eingemischt und sie gerettet.
Doch nun fragte er die Frage, die ihn schon interessierte, seit er mitbekam, dass dieses kleine Mädchen von den königlichen Wachen verfolgt wurde. Er fragte, was sie angestellt habe, um diese Patrouille so wütend zu machen, dass diese sie durch die halbe Stadt verfolgen. Diese Frage war Lina unangenehm und das merkte der Mann, doch er sagte, dass sie ihm vertrauen könne, er hatte schließlich zehn königliche Wachen umgebracht, nur um sie zu retten.
Als sie merkte, dass sie ihm wirklich vertrauen konnte, erzählte sie es ihm.

Ein Beitrag von Bjarne(24), Alexander(26)

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