08.11.2015

Ein kurzer Besuch Teil 34


Rückblick- letzter Teil: Kommissarin Strauss und ihr Kollege Heider nahmen sich das Haus von Schiermeier für einen kurzfristigen Besuch vor. Währendessen sollte Wollters zu Frau Seidel fahren, um Näheres über sie heraus zu finden.




Als er sich ganz umgedreht hatte, sah man sein Gesicht, das mittlerweile ziemlich müde aussah. Er streckte sich und gähnte dabei. Als wären die Beamten der Polizei gar nicht da gewesen, stand er auf und richtete die Decke, die auf dem Sofa lag zu einem doppelschichtigen Rechteck zusammen. Heider sah die Kommissarin kurz an und schaute dann wieder auf ihn. "Herr Schiermeier?", fragte sie. "Ihre Frau hat uns schon über den ungünstigen Zeitpunkt unserer Ankunft aufgeklärt, aber wir bitten sie dennoch um Verständnis. Ich habe da noch einige Fragen, zu Dingen die ich nicht verstehe. Können sie mir weiterhelfen?", Schiermeier, der zur Wandseite starrte, schaute nun sie an. "Wobei denn? Prozentrechnung? Oder doch das kleine Einmal Eins?", fragte er provozierend. Heider bekam fast einen Krampf, beim Unterdrücken seines Lachanfalls und tat ein paar Mal so als würde er husten. Die Kommissarin verzog keine Miene und blickte Heider ernsthaft ins Gesicht. "Kommen wir zum Punkt.", meinte sie ein wenig boshaft. "Stein ist tot. Giesinger auch, daneben Frau Seidel. Und sie dachten sich, ach, mach ich mir doch mal einen schönen Abend mit Frau Meierbach und Dolbrecht und fahre einfach mal ganz zufällig in ein schönes Hotel um ein kleines "Meeting" abzuhalten.", Heiders Lachen verstummte. "Bitte? Worauf wollen sie hinaus?", fragte Schiermeier ein wenig verblüfft. "Mhh, ich glaube ich stelle hier die Fragen!", raunte sie energisch. "Ist alles in Ordnung?", fragte seine Frau, die angelehnt zur Tür stand. "Ja doch, bitte sei so lieb und lass uns doch alleine.", meinte Schiermeier. "Aber ich habe doch...“Elisabeth, ich möchte das nicht noch ein zweites Mal sagen!", er zeigte auf die Tür.

Kommissar Wollters stand vor einem schmalen Haus, in dem verschiedene Mietsparteien wohnten. Auf einem Klingelschild stand "E. Seidel". Er drückte einmal. Als er nach oben schaute, sah er jemanden der am Fenster stand. Die Person schob die Gardine beiseite. Er blickte auf sie. Er klingelte ein zweites Mal und die Person bewegte sich vom Fenster weg. Das Summen des Türöffners ertönte. Er schob das kleine Eingangstor auf und streckte seine Hand in Richtung Türgriff. Als er im Erdgeschoss stand, hörte er wie oben eine Tür geöffnet wurde. Er ging langsam die Treppe hoch. Seine Schritte wurden immer langsamer. Bei jedem Auftreten. Niemand war zu sehen. Er ging die zweite Treppe hoch. Sein Atem wurde hektischer. Seine Hand schwitzte, er wusste, dass er da war. Er hatte sein Ziel erreicht. An der 1. Tür stand sie. Genau wie er sie in Erinnerung hatte. Nur waren ihre Haare anders und sie hatte sich umgezogen. Er blieb stehen. "Hallo", sagte sie, als würden sie sich schon ewig kennen. "Frau Seidel?", fragte er. Wollters, Kriminalpolizei. Ich bin hier wegen ihrer Schwester.", "Aha, hat die Gute etwas angestellt?", fragte sie spöttisch. "Nein, sie ist tot. Erstochen worden.", sagte er kalt. Ihre Mine veränderte sich schlagartig, sie atmete schwer und stützte sich an den Türrahmen. Tränen liefen über ihr Gesicht. "Kann ich vielleicht rein kommen? Drinnen redet es sich besser als hier auf dem Flur.", Sie stöhnte. "Warten sie, wo finde ich ihre Küche? Ich hole ihnen ein Glas Wasser. Setzen sie sich doch. Sie schniefte und wischte sich die Nässe aus ihrem Gesicht. "Rechts, gleich hier. Sie setze sich auf einen Küchenstuhl. Der Kommissar reichte ihr ein Glas Wasser und wartete einen Moment. "Ich mache so etwas sehr ungern, das ist nie schön.", Sie starrte ihn für einen Moment an und trank dann weiter. "Ich hahabe ihr noch gesagt, geh nicht dort hin, du bist zu angeschlagen, du bist krank, aber sie musste es tun.", "Was hatte sie denn?", fragte er. "Eine Erkältung", "Wer tut so etwas bloß?", fragte er. Wer bringt eine unschuldige Frau einfach so um? Sie schniefte erneut. Er betrachtete die Küche. Ihr Stil ist wirklich bemerkenswert, wo haben sie bloß diese tolle Theke gekauft? Die hätte ich auch gerne.", lächelte er. Sie sah ihn verwundert an. "Wissen sie ihre Schwester sagte in einem Gespräch mit mir, sie hätte am Ball mit Herrn Stein geredet. Kennen sie ihn?


"Wenn sie Frau Meierbach ins Gesicht sehen, was erkennen sie?", fragte die Kommissarin. "Naja, ich glaube das was davon noch übrig geblieben ist.", lachte Heider. "Seien sie still! Sie hab ich doch gar nicht gemeint. "Sieht sie so aus als könnte sie jemanden umbringen?", Schiermeier schwieg. "Den ganzen Abend hat sie mit ihnen verbracht. Warum ist sie dann in die Dampfsauna gegangen. Um ein paar Pfunde zu verlieren? Wer geht überhaupt in die Sauna um im Kalten zu sitzen? Soll ich ihnen was sagen? Sie war gar nicht dort!", jauchzte sie, als wäre sie ein kleines Schulkind, das die richtige Antwort gegeben hatte. Schiermeier schwieg immer noch. "Die alles entscheidende Frage ist dann doch, wo war sie stattdessen? Wer geht überhaupt zu einem Geschäftstreffen, in ein Gebäude in dem eine Veranstaltung läuft? Und weshalb sind sie nicht einfach in ein Restaurant gegangen? Wo ist der Film der Hotelkamera? Das sind Dinge, die keinen Sinn ergeben. In Frau Meierbachs Aussage, meint sie, dass sie eine Geisel gewesen ist. Außerdem hätte sie Geräusche gehört. Lange nach dem Ball. Wer war oder waren diese Personen, die sie entführten? Der einzige der mir einfällt sind sie und Dolbrecht.


"Stein kannte sie. Mehr als das. Sie hatten eine Affäre mit ihm. Sie waren wohl so in ihrer Rolle, dass sie gleich zu gaben, dass er versuchte sie anzusprechen, aber mit einem Code. Wie sah der bloß aus? Ich liebe dich, oder doch eher, wenn ich dir in die Augen schaue, dann sehe ich das Weite, in dem wir, Arm in Arm dem Sonnenuntergang entgegen laufen?", er grinste. "Warum musste sie sterben? Weil sie zum Ball gegangen war? Weil sie auch in ihn verliebt war? Weil sie sich in ihr Leben einmischte und ihnen zeigen wollte, dass sie so etwas nicht verdient hätten? Frau Seidel wischte sich die Tränen vom Auge und stand auf. "Na los doch geben sie es doch endlich zu!", schrie er. "Sie haben sie umgebracht, weil sie es nicht ertragen konnten, wie diese Frau ihnen einmal mehr ins Handwerk pfuscht und ihnen ihr Leben zerstört. Und als wäre es noch nicht genug gewesen musste sie sie auch noch anschreien. Wie erbärmlich muss so jemand sein. Wie verstört hätte sie sein müssen, damit sie begreifen, dass man nicht nur zusieht, sondern irgendwann die Leitungen platzen. Sie hatte wahrscheinlich sogar Spaß daran sie leiden zu sehen. Tcha und was taten sie? Wenn die Schwester nicht spurte, dann musste eben nachgeholfen werden. Wenn wir den Portje gefunden haben, ist das ein Grund mehr, sie einzubuchten. Wenn sie Erika Seidel wären, dann würden sie wissen welche Möbel in ihrer Küche stehen.


"Frau Meierbach hatte sich nicht an die Anweisungen gehalten. Mit ihren dreckigen Plänen wollte sie nichts zu tun haben. Dolbrecht war da schon ganz anders. Wahrscheinlich hat er sogar die Drecksarbeit erledigt und Stein und Giesinger umgebracht. Der perfekte Mord? Ein Streit zwischen ihm und Stein und schon wird der Hotelbesitzer mutig und bringt ihn um und aus Schuldgefühlen nimmt er sich selber das Leben. Vielleicht eine Tat im Affekt? Ich glaube nicht", meinte die Kommissarin. "Sie haben keine Ahnung", sagte Schiermeier. Er rempelte ein Buchregal an und schmiss eine Mamorskulptur auf den Boden. "Stein hatte es nicht verdient am Leben zu bleiben! Er musste sich in meine Angelegenheiten mischen. Dieser Dreckskerl konnte es nicht lassen mir das Geschäft vor der Nase wegzuschaffen. Es war höchste Zeit für ihn.", "Er musste sterben, weil er ihr Konkurrent war? Wegen seiner Firma", fragte Heider. "Nein, weil ich ihn hasste. Er hat mir mein Leben gestohlen. Er hat das Leben, das ich hätte führen sollen. Dieser Mann hat mir im Weg gestanden und dafür musste er bezahlen. Ich musste es tun. Dieses Gefühl, dass er immer überlegen sein wird war sein Fehler.", "Und damit Frau Meierbach auch schön schwieg, besuchten sie sie natürlich auch im Krankenhaus. Aber warum hätte sie auch etwas sagen sollen, sie hatte Angst vor ihnen. Todesangst".

"Oh ja, da haben sie wohl recht. Stein ist tot. Aber wenn ich mir jetzt überlege, was ich vor wenigen Tagen für ihn tat, bedeutet er mir im Augenblick überhaupt nichts mehr. Es war ja auch nur eine Affäre. Das Leben geht eben weiter, jedenfalls für die die es schaffen. Entweder du überlebst oder jemand anderes nimmt deinen Platz ein. Ich führe jetzt, das Leben, das mickrige unvollkommene Nichts. Jedenfalls habe ich es für kurze Zeit probieren dürfen. Jeder Mensch im Leben erfüllt eben eine Rolle. Jeder hat eine Bestimmung." Frau Seidel griff nach einem Messer vom Küchenboard. "Wenn sie das jetzt tun, dann haben wir einen Beweis gegen sie. Es bringt nichts, die Polizei ist bereits da.", meinte er verzweifelt. "Nein, sie lügen, sehen sie doch, ich befreie sie, dieses Leben hat keine Zukunft, weder für sie noch für mich. Sie können mich einsperren oder wir sehen uns friedlich wieder. Wir alle sehen uns wieder!", "Da wäre ich mir nicht so sicher. Es könnte sein, dass wir uns nicht am gleichen Ort treffen.", Frau Seidel warf es durch die Luft, anfangs sah es so aus, als wäre die Zeit stehen geblieben, doch alles bewegte sich wie in Zeitlupe. Der Atem stand still. Sein Herzschlag war so laut, als wäre der Raum davon betroffen.


Ein Beitrag von Louis(24)

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