06.05.2016

Projekt Eagleclaw Kapitel 33: Mascrows wahres Gesicht


Lukas will die Kristalle zerstören.


Es dauerte eine Weile, bis Lukas sich sicher an den Ranken in die Katakomben abgeseilt hatte. Als er endlich unten ankam, begann er, nach den Kristallen zu graben, die unter dem Steinhaufen lagen, der den Maskenkönig zerdrückt hatte. Mascrow kam von irgendwoher zu ihm und staunte über das, was vom Maskenkönig übrig war; eine zerdellte Eisenrüstung, in der noch etwa die Hälfte der Kristalle festhing. "Das war saubere Arbeit!", lobte der Fürst von Dormina Lukas, welcher seine Anwesenheit erst jetzt mitbekam. "Mascrow, du bist wieder da. Komm, du musst mir helfen, diese Dinger endlich zu zerstören.", sagte Lukas erfreut, doch Mascrow stand nur da und sah ihm beim Graben zu. Langsam fing er an, den Kopf zu schütteln, und sprach, ganz leise, aber durch das Echo verstärkt: "Nein." Lukas hörte auf und drehte sich zu ihm um: "Wie war das?" "Ich denke, ich behalte sie lieber für mich." Jetzt war seine Stimme deutlich - und eiskalt.
Plötzlich dämmerte es Lukas: "Du hast mich benutzt." "Tut mir leid.", sagte Mascrow ehrlich aber bitter. Er trat jetzt vor den Schutthaufen, hob den Materienkristall, und alle anderen Edelsteine schwebten nach oben. Sie leuchteten auf, wurden zu physischer Energie und Mascrow absorbierte sie. Lukas begriff, dass es die ganze Zeit das Ziel des Fürsten gewesen war, dies zu erreichen. Er hatte das geschafft, worin der Maskenkönig gescheitert war! "Wer bist du in Wirklichkeit?", rief Lukas, und Mascrow musste lachen. Es war ein amüsiertes Lachen, auf welches der Satz folgte: "Wenn du mich nicht mehr Mascrow nennen willst, dann nenne mich ab jetzt Eagleclaw" Er zog die Kaputze vom Kopf. Hinter dem Mantel steckte tatsächlich der nach der Schlacht am heulenden Berg verschwundene Krieger, das zweite Menschenprojekt unter dem Titel "ultimative Lebensform", das mannesgroße Vogelwesen mit Krallen statt Armen und Beinen und Federn am ganzen Körper. Aber die letzten 40 Jahre hatten ihn deutlich mitgenommen: Er war von Kopf bis Fuß mit Narben übersäht, an seinem Poncho aus Eisenfedern waren Lücken zu erkennen, und auch sonst merkte man ihm das Alter an. In einer anderen Situation hätte er Lukas Leid getan!
Lukas schritt vorsichtig zurück. "Du bist doch gestorben!", sagte Lukas verzweifelt, die Aussichtslosigkeit seiner Lage erkennend, da er genug von Eagleclaw aus meinen Geschichten gehört hatte, um davon auszugehen, dass dieser Krieger ihn töten würde. "Ich bin nicht gestorben, ich wurde vergessen!", erwiderte Eagleclaw. "Das ist der Grund, warum ich all dies tun muss. Im Exil ist mir schlimmeres widerfahren, als ich zu träumen wagte." Dabei sah er wütend auf seine Hand aus Metall, die jetzt stärker auffiel als jemals zuvor. "Das schlimmste aber war, Wesen zu begegnen, denen es noch miserabler ging als mir! Leute wie Wintus, die sich der Rolle als Wohltäter rühmen, erlangen irgendwann so viel Macht, dass sie so werden wie das, was sie bekämpfen wollen. Wann hat dein Meister das letzte Mal an jene gedacht, die ganz unten stehen - wann hat er das letzte Mal an mich gedacht?" Lukas fiel nichts ein, was er erwidern könnte. Er wusste, dass der Krieger vor ihm mindestens in Ansätzen Recht hatte, doch nach dem, was er ihm angetan hatte, wollte er das beim besten Willen nicht zugeben.
"Ich nutze die Kraft der Kristalle, um eine Welt zu schaffen, in der die herrschen, die es wirklich verdienen... In der die herrschen, die ihr Leben lang gelitten haben. Denn wer selbst übelstes Leid erfährt, kümmert sich am meisten darum, andere vor diesem Leid zu bewahren!", offenbarte Eagleclaw. Lukas erkannte die Selbstsucht hinter diesen Worten, wie es mir erst später gelang: "Dazu musst du erst mich aus dem Weg räumen." Eagleclaw sah ihn warnend, um ihn zu bewahren, nicht um seine Stärke hervorzuheben, an, und riet: "Versuch es nicht." Lukas ignorierte seine Warnung, zog sein Schwert, stürmte auf den Betrüger los, und griff an. Eagleclaw zog blitzschnell seine Fecher aus Messern, die bei näherem Hinsehen die Form der Federn aus seinem Poncho hatten, fing die Klinge seines Gegners auf, zog sie ihm mit einer schnellen Bewegung aus der Hand und stieß ihn mit einem Tritt in den Bauch gegen die Wand. Lukas wollte wieder aufstehen, aber mit der Kraft des Bodenkristalls zog Eagleclaw dicke Wurzeln aus der Erde, die ihn fesselten und gegen die Höhlenseite drückten.
"Du hättest dich hierauf nie allein einlassen dürfen.", höhnte Eagleclaw, der jetzt seinen Stab vom Rücken nahm, um ihm den finalen Schlag zu versetzen, jedoch stoppte, als hinter ihm die Stimme Morros ertönte: "Er ist nicht allein!" Erneut drehte der Fürst von Dormina sich um, und nahm seine neuen Gegner, Lyra und Morro, ins Auge. "Mascrow ist in Wahrheit Eagleclaw, und er hat alle Kristalle.", rief Lukas, um seine Freunde zu warnen, woraufhin die Wurzeln seinen Kopf gegen die Wand schlugen und ihm das Bewusstsein nahmen. "Ich werde das schnell hinter mich bringen.", sagte Eaglecaw. Der erste Angriff kam von Morro, Eagleclaw lenkte den Fluch mit dem Spiegelkristall ab, sprang geschickt zwischen den nächsten Angriffen seiner Feinde hindurch, warf mit dem Wasserkristall eine Welle auf sie, und nutzte den Moment ihrer Verwirrung, um den Kindern in nassen Umhängen mit dem Blitzkristall einen Stromschlag zu versetzen. Sie fielen ohnmächtig zu Boden, und er lief achtlos zwischen ihnen hindurch zum Ausgang zurück ins Schloss.
Stella, Rondar und ich fingen ihn ab, als er gerade ins Erdgeschoss hochkam. Ich begriff, was los war, sprengte den Boden vor ihm, sodass er nirgends mehr hin konnte, und rief: "Es gibt keinen Ausweg, Eagleclaw!" "Selbst ein Adler hat seine Augen nicht überall.", antwortete er nur, fuhr überraschend Gleitflügel aus seinem Stab aus und schwebte über den Abgrund zum Fenster, das der Maskenkönig zerstört hatte. An der Schwelle drehte er sich noch einmal um und sprach: "Das Endspiel hat begonnen, Wintus. Am Tag der schwarzen Sonne werde ich diese Dimension revolutionieren. Ich erwarte dich am Ende der Welt!" Dann war er verschwunden.

Ein Beitrag von Justin(23)

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