20.09.2007

Osnabrück, Caprivi-Campus.


Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Internationales Büro Stadtrundgang Osnabrück Ausgangspunkt für den Stadtrundgang ist die Fachhochschule


Heger Tor
Das Heger Tor ist nicht nur ein Denkmal für die in der Schlacht bei Waterloo (18.06.1815) gefallenen
Osnabrücker Krieger, sondern zeigt auch einen noch sehr gut erhaltenen Teil der alten Osnabrücker
Stadtmauer. Das Tor, das einem Triumphbogen ähnelt, war für Händler im mittelalterlichen
Osnabrück ein wichtiger Zugang in die Stadt und sollte den Mut der Krieger würdigen. Es
wurde 1817 durch eine Spende von Gerhard Friedrich von Gülich errichtet und ersetzt einen Teil
der um 1815 weitgehend abgerissenen Wehranlage.
Vom Heger Tor aus ist das ehemalige Zollhaus (Akzisehaus), der Bucksturm und das Felix-
Nussbaum-Haus zu sehen.


Bucksturm
Der Bucksturm hat eine wechselhafte Geschichte. Er ist der älteste Turm der einstigen Stadtmauer
und war ursprünglich mit etwa 28 Metern der höchste Befestigungsturm. Später wurden
mehrere Stockwerke aus Gründen der Baufälligkeit abgetragen. Neben seinen Diensten als Wachturm
wurde er später als städtisches Gefängnis genutzt und diente zur Zeit der Hexenverfolgung
als Folterkammer. Heute sind zwar keine Folterinstrumente mehr zu besichtigen, aber die Ausstellung
zeigt die ideologischen Hintergründe und das Verfahren der Hexenverfolgung sowie den
sogenannten "Johanniskasten", ein nicht allzu großer Kasten aus Holz, in dem Graf Johann von
Hoya sechs Jahre gefangen gehalten wurde.


Felix-Nussbaum-Haus
Der 1998 eröffnete, vom amerikanischen Architekten Daniel Libeskind entworfene Museumsbau
zeigt die weltweit größte Sammlung mit Werken des in Osnabrück geborenen und 1944 in Auschwitz
ermordeten Malers, Felix Nussbaum.


Altstadt
Geht man durch das meterdicke Heger Tor hindurch, verlässt man den hektischen Osnabrücker
Ring, lässt das moderne Felix Nussbaum Haus hinter sich und kommt in die ruhige Altstadt
Osnabrücks. Die Fachwerkhäuser sind wunderschön renoviert worden und zeigen das einst so
typische Stadtbild. Mittlerweile findet man zahlreiche Restaurants, Gaststätten und Cafés in den
Fachwerkhäusern.
Das "Haus Willmann" (Krahnstraße 58) wurde 1586 erbaut und ist damit das älteste Haus dieser
Art in Osnabrück. Es hat nicht nur verheerende Stadtbrände schadlos überstanden, sondern auch
den Bombenangriff 1944 auf die Stadt. Seit 1889 ist es im Besitz der Familie Willmann. An der
Fassade befindet sich eine Darstellung des Sündenfalls im Paradies. Immer wenn in der Osnabrücker
Region Adam und Eva an Gegenständen dargestellt wurden, gehörten diese Dinge zum
Brautschatz (der Aussteuer). Das heißt also, dass dieses reich verzierte Fachwerkhaus für ein
junges Ehepaar gebaut wurde. Den Giebel ziert ein Engelskopf. Es wird erzählt, dass dies der
Schutzengel des Hauses sein soll.


Bierstraße
Die Bierstraße verdankt ihren Namen den zahlreichen Brauern, die sich dort seit dem Mittelalter
angesiedelt hatten. Dort stand auch das Gruthaus der Stadt. Grut ist ein Kräutergemisch, das dem
Osnabrücker Bier, dem "Grüsing", zugesetzt wurde. Dem päpstlichen Gesandten Fabius Chigi
(späterer Papst Alexander VII.), der 1643 bis 1648 am Westfälischen Friedenskongress zur Beendigung
des 30jährigen Krieges teilnahm, schmeckte das Kräuterbier jedoch überhaupt nicht. Er
soll nach einem Schluck in die Worte "adde porum sulphuris, et erit polus infernalis" ausgebrochen
sein. Dies bedeutet: "Füge etwas Schwefel hinzu und es wird ein Höllentrank sein."
Den Mittelpunkt der Altstadt bildet der Markt mit dem Rathaus und der Marienkirche.


Rathaus
Der Bau des historischen Rathauses dauerte über 25 Jahre und wurde im Jahr 1512 im spätgotischen
Stil vollendet. Schon die Türklinke mit der goldenen Friedenstaube und dem Datum
1648 weist auf das wichtigste historische Ereignis hin, welches hier stattgefunden hat: die Verhandlungen
des Westfälischen Friedens (Ende des 30jährigen Krieges). Im Friedenssaal des Rathauses
finden sich 42 Porträtgemälde der europäischen Gesandten, die am damaligen Friedenskongress
teilgenommen haben. Hierzu gehören unter anderen der französische "Sonnenkönig"
Ludwig XIV., der deutsche Kaiser Ferdinand III. und die Königin Christina von Schweden. Heute
kann man in der Schatzkammer noch eine Nachbildung des Westfälischen Friedensvertrages
besichtigen.
Auch heute noch wird das Ende dieses Krieges alljährlich im Oktober mit dem "Steckenpferdreiten"
gefeiert. Die Schüler der vierten Klassen der Osnabrücker Grundschulen "reiten" durch die
Stadt und erhalten auf der Rathaustreppe aus den Händen des Bürgermeisters eine süße Brezel.
In den oberen Stockwerken des Rathauses befindet sich ein Stadtmodell (Osnabrück um 1633)
und die Dauerausstellung "Zerstörung und Aufbau", die Geschichte Osnabrücks nach dem
Zweiten Weltkrieg bis zum Wiederaufbau.


Stadtwaage
Die Stadtwaage aus dem Jahr 1531 war das frühere Prüfamt der Zünfte. Osnabrück als ehemalige
Hansestadt war u. a. bekannt für sein Leinen, das hier, wie viele andere Waren, gewogen wurde.
Heute beherbergt das Gebäude das Standesamt der Stadt.
Bürgerbrunnen
Der Bürgerbrunnen erzählt ein Stück Stadtgeschichte.
• Ganz oben ist der Kaiser Friedrich I., Barbarossa von Hohenstaufen zu erkennen. Er hat Osnabrück
1171 die wichtigsten Stadtrechte verliehen.
• Der Löwe, der in der Mitte der großen Schale platziert ist, soll an Herzog Heinrich Löwe
erinnern, der einst für die Rechtsprechung in Osnabrück verantwortlich war.
• Zudem werden die wichtigsten Osnabrücker Bauwerke dargestellt: der Dom, die Kirchen
St. Johann, St. Marien und St. Katharinen, die typischen mittelalterlichen Fachwerkhäuser, der
Ledenhof und die Stadtmauer mit ihren Türmen und Toren. Weiter kann man einen Esel mit
Treiber erkennen. Dieses Bild erinnert daran, dass die Stadt einst Tribut an den Grafen von
Tecklenburg zahlen musste.
• Besonders beeindruckend wird auch die Pestwelle von 1350 dargestellt. Nach alten Überlieferungen
war diese so schrecklich, dass nur sieben Ehepaare ungetrennt blieben. Eine zweite
große Pestwelle folgte 1575.
• Der Brunnen erzählt auch von der Bürgeraufständen in Osnabrück. Es wird die Hinrichtung des
Schneiders Lenethun, Anführer des Lenethun-Aufstandes gegen Rat und Geistlichkeit 1488,
gezeigt. Des weiteren wird die Hexenverfolgung durch die Wasserprobe abgebildet, die vielen
Frauen das Leben kostete.
• Zum Abschluss der Geschichte ist eine Postkutsche zu sehen, die die Brücke zur Neuzeit
darstellt.
Die größte Schale erzählt also die Geschichte der Vergangenheit und trägt das meiste Wasser, da
die Vergangenheit reich an Geschichte und Geschichten ist. Die mittlere Schale steht für die
Gegenwart und die kleine Schale für die Zukunft.
Kirche St. Marien (evangelisch)
Zusammen mit der Stadtwaage, dem Rathaus und den Bürgerhäusern auf dem Marktplatz sollte
die Kirche St. Marien im 16. Jahrhundert das Bürgertum der Stadt repräsentieren.
Allerdings gibt es die Kirche schon viel länger. Archäologischen Ausgrabungen zufolge soll bereits
im 10./11. Jahrhundert an dieser Stelle ein einschiffiger Saalbau gestanden haben.
Nach Fertigstellung der Kirche wurden nach und nach Erweiterungen hinzugefügt. Die Seitenschiffe
wurden im 13. Jahrhundert erbaut und um 1300 erhielt St. Marien den heute prägenden
Charakter einer gotischen Hallenkirche mit einem dreischiffigen Langhaus. Das Chorgewölbe kam
im 15. Jahrhundert hinzu.
Die schlanke und hohe Architektur der Kirche verleitet gen Himmel zu schauen. Generell ist sie
geprägt von der Zahl "vier": vier hohe gotische Fenster und vier Giebel auf jeder Seite bestimmen
das Bild. Hinzu kommen vier Portale, jeweils zwei zur Nord- und Südseite. Eines dieser Portale
auf der Südseite ist eine Nachbildung des in der Kirche zu sehenden Brautportals. Hier stehen
sich auf der einen Seite die törichten Frauen mit den klugen Jungfrauen auf der anderen Seite
gegenüber.
In der Kirche sind bedeutende Kunstgegenstände zu besichtigen. Das Taufbecken wurde um 1560
gefertigt und das Triumphkreuz im Chorgewölbe stammt aus dem 13. Jahrhundert. Der zwischen
1510 und 1515 gefertigte Hauptaltar – ein Schrein mit bemalten Flügeln – zeigt Bilder aus dem
Leben Jesu Christi.
Im Chorgang sind mehrere Grabsteine eingelassen. Unter anderen befindet sich hier auch der
Grabstein von Justus Möser, einem bedeutenden Osnabrücker Juristen, dem auch ein Denkmal
vor dem Dom gebaut wurde.
Der Turm von St. Marien, der einen fantastischen Ausblick auf die Stadt Osnabrück bietet, kann
bestiegen werden:
Öffnungszeiten des Kirchturms:
So. 11.30 - 13.00 Uhr
Öffnungszeiten der Kirche:
10.00 - 12.00 Uhr und 15.00 - 17.00 Uhr (Sommer)
10.30 - 12.00 Uhr und 14.30 - 16.00 Uhr (Winter)
Erich Maria Remarque-Friedenszentrum
"Im Westen nichts Neues", so heißt der berühmteste Roman des in Osnabrück geborenen Schriftstellers
Erich Maria Remarque. Er wurde in ca. 50 Sprachen übersetzt und weltweit über 1 Mio.
mal verkauft. Die Stadt Osnabrück hat für den ehemaligen Bürger und überzeugten Pazifisten im
Jahr 1998, zum 100. Geburtstag des Schriftstellers, das "Friedenszentrum" eingerichtet. Im Archiv
befindet sich die weltweit umfassendste Sammlung biographischer und literarischer Dokumente
des Autors. Dargestellt werden neben Leben und Werk Remarques auch Reaktionen des In- und
Auslandes auf seinen wichtigsten Roman. Darüber hinaus wird anhand unterschiedlichster
Lebenszeugnisse versucht, das teilweise Widersprüchliche im Denken und Handeln des Schriftstellers
aufzugreifen. Die Dauerausstellung wird von Wechselausstellungen ergänzt, der Eintritt ist
kostenlos.


Dom St. Peter
Der Dom St. Peter ist ein Meisterwerk der spätromanischen Baukunst. Der erste Dom wurde
schon um 785 errichtet, wurde allerdings um 1100 durch einen Brand zerstört. Auf den Resten der
Mauern wurde dann der neue Dom mit dem achteckigen Vierungsturm errichtet. Der Dom ist
demnach das älteste Gebäude der Stadt.
Zwischen 1218 und 1277 erhielt der Dom sein heutiges Aussehen. Besonders auffällig sind die
beiden Türme im Westen, wo sich der Haupteingang befindet. Der Nordwestturm mit seinen rundbogigen
Fensterbändern zählt zu Deutschlands schönsten Türmen aus der romanischen Zeit. Einer
der Zwillingstürme wurde zwischen 1502 und 1543 vom Umfang her vergrößert. Das war
nötig, da eine Glocke für den ursprünglichen Turm zu groß war. Weiterhin ungewöhnlich ist, dass
der Kirchgang schräg zur Domachse verläuft.
Von der Innenausstattung des Doms ist im Laufe der Zeit viel Wertvolles verloren gegangen. Der
Hochaltar aus kostbarer Osnabrücker Goldschmiedearbeit wurde im 30jährigen Krieg zu Münzen
auf den Tod des schwedischen Königs verarbeitet und geprägt.
Erhalten geblieben sind das imposante, um 1230 geschnitzte Triumphkreuz und das bronzene
Taufbecken aus dem Jahre 1225.
Öffnungszeiten des Doms:
täglich 7.00 - 19.00 Uhr
Möserdenkmal
Das schriftstellerische Werk des in Osnabrück geborenen Juristen, Literaten, Historikers und
Staatsmanns Justus Möser (1720 - 1794) ist vielfältig: in zahlreichen Schriften äußerte er sich
über Politik, Geschichte, Theater und Literatur und leistete so einen überaus wichtigen Beitrag zur
deutschen Geistesgeschichte in der Zeit der Aufklärung.
Als Publizist erhielt Justus Möser den Beinamen "Vater der Volkskunde", weil er unzählige Beiträge
über Volkskunde und Brauchtum verfasst hatte. Eines seiner herausragendsten historischen
Werke war 1768 die "Osnabrückische Geschichte", das die Stadt dazu veranlasst hat, dieses
Denkmal zu bauen.
Im Gedenken an die Verdienste Justus Mösers verleiht die Stadt Osnabrück die sogenannte
Möser-Medaille an Personen, die sich um Osnabrück oder die Region verdient gemacht haben.


Stadtmodell
Auf dem Domplatz gibt es ein Stadtmodell des mittelalterlichen Osnabrücks, das auch von blinden
Menschen ertastet werden kann.
Hexengang zur Hase
Dieser Gang wurde speziell während der Hexenverfolgung im Mittelalter benutzt, um die Frauen
nach der Verhandlung im Dom zur Hase zu führen und dort durch die Wasserprobe endgültig zu
überführen. Zu diesem Zweck wurden die angeblichen Hexen meist mit schweren Gewichten unter
Wasser getaucht. Sollten sie mit dem Teufel im Bunde stehen, würden sie sich befreien können,
hieß es. Diese Prüfmethode haben die Frauen natürlich i. d. R. nicht überlebt.
Mit dem Nachtwächter durch Osnabrück
Führungen (bei jedem Wetter, Treffpunkt: Rathaustreppe):
Fr. und Sa. 21.00 Uhr
Do. 20.00 Uhr (Oktober - März)
Teilnahmegebühr: EUR 6,00 für Erwachsene, EUR 3,00 für Kinder von 6 bis 16 Jahren
Gruppen bis 25 Personen: EUR 120,00, ab der 26. Person: EUR 6,00/Person
Weitere Informationen und Buchung der Touren im Foyer des Rathauses oder in der:
Touristeninformation
Bierstr. 22 - 23
Öffnungszeiten:
Mo. - Fr. 9.30 - 18.00 Uhr
Sa. 10.00 - 16.00 Uhr

Ein Beitrag von Sebastian(26)

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